Lärmbedingter Gehörverlust (sogenannte Lärmschwerhörigkeit) stellt sich meist schleichend ein, und die Symptome sind nicht immer offensichtlich. Entscheidend ist darum zum einen die Aufklärung über die gesundheitlichen Schäden durch laute Geräusche und zum anderen Schulung im richtigen Umgang mit Gehörschutz.
Mitarbeiterschulung gehört zu den wichtigsten Bestandteilen eines betrieblichen Gehörschutzprogramms (GHP). Auch ein gut konzipiertes GHP kann sein Ziel – nämlich Gehörverlust zu vermeiden – verfehlen, wenn Mitarbeiter nicht wissen, wie lauter Lärm ihnen gefährlich werden kann, oder nicht gelernt haben, wie sie ihr persönliches Risiko verringern. Arbeitgeber können Maßnahmen zur Hörverlustprävention zu mehr Erfolg verhalten, wenn in Mitarbeiterschulungsprogrammen nicht nur WISSEN, sondern auch EINSTELLUNGEN und VERHALTENSWEISEN vermittelt werden.
Ein Schlüssel zu erfolgreichem Lernen ist aktives Lernen. Menschen lernen und merken sich mehr, wenn sie aktiv in den Lernprozess einbezogen werden. Das Gute ist, dass Mitarbeiterschulungsprogramme nicht teuer oder zeitaufwändig sein müssen. Gleich, ob Sie Schulungen selbst entwickeln und halten oder hierfür einen Experten in Anspruch nehmen, es gibt zahlreiche Mittel und Methoden, die entweder „schlüsselfertig“ sind oder an Ihre Belegschaft angepasst werden können. Mit ein wenig Kreativität und Einsatz, die Materialien interessant zu gestalten und auf die Arbeit im Betrieb abzustellen, führen Sie Ihr Schulungsprogramm zum Erfolg.
Im Internet finden Sie eine Fülle von Schulungsressourcen, auch kostenlos herunterladbaren Inhalt, den Sie in Ihr eigenes Schulungsprogramm einbinden können. Wenn Zeit und personelle Mittel begrenzt sind, kaufen Sie eventuell fertiges Schulungsmaterial ein oder beauftragen Dritte damit, die Schulung zu halten und die Materialien zu stellen. Sehr bewährt hat es sich, Schulungen so weit wie möglich mit Informationen, Bildern und Beispielen aus dem eigenen Unternehmen anzureichern. Die Mitarbeiter finden es spannender und sind in der Sache aufmerksamer, wenn sie merken, dass der Inhalt konkret auf sie, ihre Arbeit und ihren Betrieb zugeschnitten ist.
Da jeder Mitarbeiter einen anderen Lernstil hat, wollen Sie Informationen eventuell auf verschiedene Arten präsentieren, zum Beispiel schriftlich, in Bild, Video oder Ton und in praktischen Übungen. Eine Methode, Gehörschutztraining für jeden relevant zu gestalten, besteht im Erstellen von Material, das den Mitarbeiter auffordert darüber, nachzudenken wie sich Schwerhörigkeit im Privatleben auswirkt, und sich andererseits vorzustellen, was es bringt, gut zu hören.
Schulungsmaterialien müssen eventuell auch in andere Sprachen übersetzt werden, damit alle an der Schulung teilnehmenden Mitarbeiter gleichermaßen von der Veranstaltung profitieren. Auch sollte das verwendete Material vom Anspruch und Tiefgang her auf die Belegschaft abgestellt sein – nicht zu vereinfacht, nicht zu kompliziert.
Und schließlich sollte überlegt werden, wie die Schulungsaktivitäten interaktiver strukturiert werden können, etwa mit aktiven Lerntechniken wie Vorführungen, Diskussionen und Spielen.
Die vor der Schulung aufgestellten Lernziele können dazu genutzt werden, den Lernerfolg während oder nach den Schulungssitzungen zu messen. Die Lernergebnisse messen können Sie zum Beispiel mit einem einfachen Stift-und-Papier-Fragebogen oder durch eine E-Mail-Befragung nach der Schulung. Um unmittelbarer abzufühlen, ob der Inhalt ankommt, könnten Sie auch Zwischenabfragen während der Schulungsaktivitäten einbauen.
Denken Sie daran, neben dem Kenntnisfortschritt auch zu messen, ob sich Einstellungen und Verhaltensweisen Ihrer Mitarbeiter in Bezug auf gehörschädigenden Lärm und den persönlichen Schutz hiervor geändert haben. Eine sehr direkte Möglichkeit, eine Verhaltensänderung zu messen, ist eine persönliche Dichtsitzprüfung des Gehörschutzes. Mit einem FAES (Field-Attenuation Estimation System), wie zum Beispiel dem 3M™ E-A-Rfit™ Dual Ear Validation System, kann rasch der von dem Benutzer des Gehörschützers erzielte persönliche Dämmwert (PAR, Personal Attenuation Rating) vor und nach der Schulung gemessen werden. Es hat sich gezeigt, dass Mitarbeiter, die anfänglich einen niedrigen PAR-Wert erzielten, unmittelbar nach der Unterweisung in die richtige Benutzung von Gehörschutzstöpseln und Kapselgehörschützern ihren PAR-Wert deutlich (um 10 bis 13 dB) steigerten. (Smith et al, 2014).
QUELLENANGABEN
Smith, P S, Monaco, B A, Lusk, S L (2014). Attitudes toward use of hearing protection devices and effects of an intervention on fit-testing results. Workplace Health & Safety, 62 (12), 491-499.
Arbeitgeber müssen jedem Mitarbeiter, der einer Lärmbelastung in Höhe des unteren Auslösewerts von 80 dB(A) oder darüber ausgesetzt ist, jährliche Schulungen zur Verfügung stellen. Die Arbeitgeber haben dafür zu sorgen, dass jeder Mitarbeiter teilnimmt.
Europäische Bestimmungen schreiben nicht vor, wie diese Schulung stattzufinden hat. Der Arbeitgeber kann die Methode(n) wählen, die für seine Mitarbeiter am praktikabelsten und effektivsten sind.
Das Schulungsprogramm umfasst typischerweise folgende Themenschwerpunkte:
Für viele Menschen gehört das passive Mitlesen oder Anhören eines Vortrags zu den ineffizientesten Lernmethoden überhaupt. Eine 5-minütige praktische Aktivität mit unmittelbar anschließender Besprechung kann effektiver sein als ein 20-Minuten-Vortrag oder ein ausgeteilter 5-Seiter. Vorführungen, zum Beispiel Simulationen von Hörverlust und Tinnitus, oder das Anhören eines Gesprächs im Lärm, zu Beginn einer Schulungseinheit eignen sich, bei Teilnehmern unmittelbar Interesse zu wecken.
Sie können Ihr Schulungsmaterial speziell auf Ihr Unternehmen abstimmen und zum Beispiel Bilder aus Ihrem Betrieb zeigen. Eventuell können Mitarbeiter, die das Vertrauen anderer Mitarbeiter genießen, eingeladen werden, kurz darüber zu referieren, wie Tinnitus oder Schwerhörigkeit sie beeinflusst hat oder wie sie gelernt haben, mit Gehörschutz sicher zu arbeiten und sich Hörfähigkeit zu erhalten.
Menschen schalten schnell ab, wenn sie den Eindruck haben, dass ein Thema sie oder das, was sie tun, nur am Rande betrifft. Eine Idee, der Sitzung mehr Relevanz zu verleihen, ist die Bitte an die Teilnehmer, sich vorzustellen, was sie am liebsten hören und wie es wäre, wenn sie dies nicht mehr hören und sich daran freuen könnten. Ein solcher Bezug macht die Schulung für den Einzelnen persönlich relevant. Sie könnten Mitarbeiter auch überlegen lassen, wie Schwerhörigkeit und Tinnitus ihre Beziehung zu Familie und Freunden beeinflussen würde.
Von einer langweiligen oder farblosen Schulung sollten Sie sich keine Wunder erwarten. Besser ist es, sich etwas zu überlegen, das die Sache unterhaltsam oder allermindestens erinnerungswürdig macht. Immer dasselbe, Jahr für Jahr abgespulte Schulungsprogramm wird Ihre Mitarbeiter wahrscheinlich nicht auf Dauer fesseln. Neue und andere Inhalten helfen, das Programm aktuell und „frisch“ zu halten.
Jährliche Schulung heißt nicht ein Mal im Jahr. Die Gehörschutzschulung könnte auch in kurzen, über das Jahr verteilten Trainingseinheiten organisiert werden. Mit kürzeren Sitzungen kann vermieden werden, dass zu viel Information auf einmal ankommen muss, und es können bestimmte Themen mehrmals wiederholt werden – eine bewährte Technik zur Vertiefung von gelerntem Stoff.
Anderen etwas beizubringen ist der beste Weg, selbst etwas zu lernen. Wenn Sie erfahrene Mitarbeiter haben, die sich mit Lärm und Gehör angehenden Problemen auskennen, könnten diese vielleicht eines oder mehrere Themen einer Schulungssitzung erstellen oder auch moderieren. Genauso könnte vielleicht ein junger, einfallsreicher Mitarbeiter witzige Aktivitäten oder Ideen in Ihr Programm einbringen.
Ein anderer Weg, zu lernen, ist die Projektarbeit in einem kleinen Team. Im Rahmen des Schulungsprogramms könnte Gruppen von Mitarbeitern eine Herausforderung oder ein Problem zur Lösung gegeben werden, das mit den in der jährlichen Schulung zu behandelnden Themen zu tun hat. Jedes Team stellt die Ergebnisse seines Projekts vor, und so lernen die anderen Mitarbeiter mit. Dies ist ein gutes Beispiel, wie der Inhalt für die Teilnehmer persönlichen Bezug erhält.
Hörschäden durch Lärmbelastung sind kein Thema nur für den Arbeitsplatz. Wer in Lärm arbeitet, hat oft außerdem noch Lärm in der Freizeit. Auch wenn der Betrieb nicht verpflichtet ist, Mitarbeiter darüber aufzuklären, wie sie ihr Gehör beim Motorradfahren, Rasenmähen oder Musikhören schützen können – es zu tun, kann erheblichen Nutzen bringen. Wenn solche Dinge (zum Beispiel) als Einstieg in eine Sitzung angesprochen werden, fühlen sich Mitarbeiter, die diesen Freizeitaktivitäten nachgehen, unmittelbar aufgehoben und persönlich angesprochen. Der Punkt ist, dass Verhaltensweisen, die Mitarbeiter übernehmen, um sich außerhalb der Arbeit zu schützen, wahrscheinlich auch in den Arbeitsalltag übernommen werden. Die Bemühungen und Pflicht des Arbeitsgebers, für Einhaltung der Gehörschutzregeln zu sorgen, werden so unterstützt.
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